Coaching
ManagementConsulting
ManagementCoachingConsulting
Management
zurück 1 | 2 | 3 | 4 weiter
Rent a Manager
von Thomas Gerwert

In den USA bedient man sich bereits seit 1970 der Hilfe externer Manager, um Veränderungsprozesse im Unternehmen durchzuziehen. Sie unterscheiden sich von externen Unternehmensberatern dadurch, daß diese nicht nur eine konzeptionelle Projektarbeit leisten, sondern als Führungskraft auf Zeit mit Verantwortung und Kompetenzen ausgestattet, auch die Umsetzung nachhaltig voranbringen sollen. In Deutschland beginnt man die Einsatzmöglichkeit der "Interimsmanager" zu erkennen.

In Deutschland ist diese Dienstleistung nicht sonderlich verbreitet. Während in den USA bereits mit IMCOR ein großer Anbieter von Interims-Managern existiert, sucht man ein solch zentrales Netzwerk, welches unter dem Stichwort "rent a manager" selbst schon in Italien Einzug gefunden hat, in Deutschland bisher vergebens. Die wenigen deutschen Interims-Manager bieten ihre Dienstleistung zumeist über Annoncen in der überregionalen Presse (beispielsweise der FAZ oder aber im Internet (beispielsweise beim Beratungs- und Arbeitsvermittler Consultants) an.

Dabei sprechen einige Gründe für eine Tätigkeit als Interims-Manager. Dr. Wulf Fuhs aus Schriesheim, der nach seinem wirtschaftswissenschaftlichen Studium zuletzt als stellvertretender Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens beschäftigt war, ist bereits seit 1986 als Interims-Manager tätig. Insbesondere "die persönliche Unabhängigkeit, die es erlaubt, das Verhältnis von Arbeitszeit und Freizeit" selbst zu bestimmen haben ihn zu diesem Schritt bewogen.

Der Leiter des Interims-Managerteams IMS Andreas Maurer, der seinen Service in erster Linie Mittelständlern anbietet, findet: "Die aktive und engagierte Durchführung und Unterstützung der Unternehmensstrategie durch externe Spezialisten ist für Unternehmen eine Chance mit kalkulierbaren Kosten." Gerade Firmen, die eine "Verschlankungskur" hinter sich gebracht hätten, besäßen oft nicht mehr die Ressourcen, Veränderungen anzustoßen und durchzuführen, die über das Tagesgeschäft hinausgingen. Projekterfahrene Externe, die befristet im Unternehmen tätig würden, könnten diese Lücke füllen.

Die Tätigkeitsschwerpunkte der Interims-Manager reichen vom General-Management, etwa der Steuerung ausländischer Tochtergesellschaften oder Wahrnehmung von Geschäftsführungsaufgaben, bis zu hohen Spezialisierungsgraden in einzelnen Beratungsfeldern, insbesondere in den Bereichen Logistik (im Outsourcing von Logistikleistungen), Controlling und Sanierung. Gerade der Bereich Sanierungsmanagement macht einen Vorteil des Einsatzes von Interims-Managern deutlich: Unpopuläre Maßnahmen lassen sich von Führungskräften mit hoher Lösungskompetenz durchsetzen, die auf das Interessengeflecht in der Firma ihres Auftraggebers weniger Rücksicht nehmen müssen als ein Festangestellter. Die durchschnittliche Projektdauer der Interims-Manager liegt bei sechs Monaten mit jährlichen Bruttoeinnahmen zwischen 180.000 DM und 250.000 DM.


top



Aber es gibt auch Probleme, wie Wulf Fuhs herausstellt. Diese sind insbesondere in den Unternehmen anzutreffen, die zumeist noch Vorbehalte gegen den Einsatz von Interims-Managern haben. Uschi Reschner, Leiterin Human Resources bei dem Autozulieferer LEAR Corporation betont, daß beispielsweise der Einsatz externer Manager zur Wahrnehmung interner Aufgaben nicht in Frage käme. Sowohl bei der Durchführung unternehmensspezifischer Projekte als auch zur Deckung kurzfristiger Vakanzen setzt sie auf erfahrene eigene Führungskräfte, da diese die internen Strukturen besser kennen und die Firmenphilosophie klarer vertreten und "leben" können.

Nachteilig beim Einsatz Externer kann sich auch auswirken, daß Interims-Manager zumeist nur über wenig Branchenerfahrung verfügen. Ihr Einsatzpotential ist daher zumeist auf den bisherigen beruflichen Branchenschwerpunkt beschränkt.

Interessant dürfte eine Aufgabe als Interims-Manager hingegen für gestandene Unternehmensberater sein, die branchenübergreifende Beratungen durchgeführt haben und nunmehr ihr Know-how einschließlich der Verantwortung als Manager in Unternehmen einbringen möchten. Das bedeutet jedoch, daß sie sich von ihrem Tagesgeschäft als Berater trennen müssen, denn eine Tätigkeit als Vollzeit-Manager und die Betreuung von Mandaten lassen sich kaum unter einen Hut bringen. Immer mehr Unternehmen erwarten sogar, daß Berater nicht nur konzipieren, sondern auch an Veränderungen mitwirken.

In den USA praktizieren Arbeitgeber bereits folgende Variante des Managements auf Zeit: Sie stellen ihre Führungskräfte für Interims-Management-Projekte frei, um auf diese Weise deren Wissensspektrum zu erweitern. So sammeln die eigenen Manager Erfahrung, von der auch das Unternehmen selbst profitiert. Dieses Konzept dürfte in Deutschland aber zunächst wegen der Furcht der Arbeitgeber, Know-how an Fremdfirmen zu verlieren, auf wenig Begeisterung stoßen. Lediglich konzerngebundenen oder frisch fusionierten Unternehmen dürfte ein solches Modell attraktiv erscheinen. Anbieten könnten sich auch Partnerschaftsmodelle einiger Unternehmen nach dem Motto "Gibst Du mir Deinen Manager, gebe ich Dir meinen", um so voneinander zu lernen und Unternehmenskulturen einander näher zu bringen.

29. Oktober 1998

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Symposion Publishing GmbH, Schneider-Wibbel Gasse 4, 40213 Düsseldorf, Herausgeber von flexible-unternehmen.com
flexible-unternehmen ist ein 14tägiger Fachinformationsdienst im Internet. Er wird als Joint Venture gemeinsam vom Gabler Verlag und Symposion Publishing realisiert. Inhalt: aktuelle Nachrichten, Arbeitsmaterialien zum Herunterladen, Berichte und Analysen zu den Themen "Arbeitszeitflexibilisierung", "Methoden der Gruppenarbeit" und "Moderne Entgeltsysteme".


top
zurück 1 | 2 | 3 | 4 weiter

Kontakt Über Adrian Holter Links English Version



MCC Adrian Holter, Windhabergasse 10, A-1190 Wien
Telefon +43/1/320 25 60, Handy +43/664/443 16 42, E-Mail office@MCC-Holter.at